Wanderausstellung zeigt Besitz ehemaliger KZ-Häftlinge
Rietberg. Die Gräuel der Novemberpogrome 1938 nimmt die Stadt Rietberg nun wiederholt zum Anlass für eine Gedenkveranstaltung. Das Erinnern an die Gewaltausschreitungen der SA- und SS-Angehörigen unter zentraler Leitung der NS-Führung vor 83 Jahren ist der Stadt Rietberg nach wie vor ein wichtiges Anliegen.
Vor diesem Hintergrund ist auf Initiative von Bürgermeister Andreas Sunder ein regelmäßiges Gedenken in vielfältiger Form in Rietberg etabliert – über die Aktivitäten der Kirchengemeinden hinaus. Dazu zählt die immer wieder an unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet durchgeführte Verlegung von Stolpersteinen an dem letzten Wohnort verfolgter Juden. Aber eben auch Lesungen und Vorträge unterschiedlicher Referenten in zeitlicher Nähe zum Jahrestag der Novemberpogrome von 1938.
In diesem Jahr ist Manfred Levy zu Gast in Rietberg. Es ist Leiter des Bereichs Bildung im Jüdischen Museum Frankfurt und spricht am 19. November in Rietberg über »Jüdisches Leben heute in Deutschland – Wirklichkeit und Konstruktion«. Wie leben Juden heute in Deutschland? Wie groß sind die jüdischen Gemeinden und welches Brauchtum pflegen sie? Wie nimmt die Öffentlichkeit jüdisches Leben wahr und wie ist ihre Einstellung gegenüber Juden in Deutschland? Diese und weitere Fragen wird Manfred Levy an jenem Abend mit Hilfe medialer Impulse beantworten.
Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr im Ratssaal des Alten Progymnasiums. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, jedoch ist am Eingang die 3G-Regel nachzuweisen. Zutritt haben also nur nachweislich Geimpfte, Genesene oder Personen mit einem Negativtestnachweis (nicht älter als 48 Stunden, kein Selbsttest). Beim Zugang ist eine medizinische Maske zu tragen, die am festen Platz abgenommen werden darf.
Flankiert wird dieser Abend von einer besonderen Ausstellung: Vom 19. November bis 1. Dezember wird vor dem Eingang zum Gartenschaupark, Eingang Mitte, in einem Container die Wanderausstellung #StolenMemory zu sehen sein. Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben. Effekten sind persönliche Gegenstände, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 500 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher »Effekten« und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten. Der Container ist in den zwei Wochen täglich von 8 bis 16 Uhr geöffnet.