Neue Heizzentrale versorgt städtische Gebäude und auch das Rundtheater
Rietberg. Bislang verfügte die Heizung im Rietberger Rundtheater Cultura, vereinfacht gesprochen, über die Einstellungen „An“ oder „Aus“. Eine Regulierung der Temperatur war kaum möglich – mit dem Ergebnis, dass manch ein Besucher kräftig schwitzte oder eben fror. Diese Zeiten sollen der Vergangenheit angehören. Die Cultura ist jetzt an das Nahwärmenetz der Stadt Rietberg angeschlossen und wird über die neue Heizzentrale am Torfweg mitversorgt.
Gäste, die im Theater kulturelle Leckerbissen genießen möchten, können sich über einen echten Mehrwert freuen. „Durch die neue Technik können wir jetzt einerseits das Foyer und den Theatersaal getrennt voneinander beheizen. Zum anderen ist die Regelungstechnik im Theatersaal nun deutlich differenzierter“, erklärt Johannes Wiethoff, der als Geschäftsführer der Gartenschaupark Rietberg GmbH auch für die Cultura zuständig ist. Sechs Wärmesensoren liefern neuerdings ein detailliertes Bild über die Temperatur im Rundtheater. „Dadurch wissen wir sehr genau, wie wir reagieren müssen, um ein gleichmäßig angenehmes Klima zu schaffen“, erläutert Wiethoff. „Wir können die Temperatur viel besser und individueller regeln und das ganze System ist dazu deutlich effizienter als früher. Bislang mussten wir die Heizung im Winter immer schon ein, zwei Tage vor einer Veranstaltung einschalten. Jetzt wird es innerhalb weniger Stunden warm.“ Gab es in der Vergangenheit häufiger mal Beschwerden von Besuchern, weil ihnen zur Lüftung kalte Luft in den Nacken geblasen wurde, ist nun eine deutliche Verbesserung zu spüren.
Das neue Heizsystem der Cultura ist an das inzwischen fertig installierte Nahwärmenetz der Stadt Rietberg angeschlossen. Somit ist es ein Bestandteil des Förderprojektes „Klimaneutrale Stadtverwaltung Rietberg 2022 – mit Motivation und Innovation zum Ziel“. Die neue, mit Holzhackschnitzeln betriebene Heizzentrale der Stadt Rietberg am Torfweg versorgt inzwischen viele öffentliche Gebäude und das Freibad mit erneuerbar gewonnener Wärme. Mit dem Verbrennen von Holzhackschnitzeln wird Wasser auf etwa 80 Grad erwärmt. Dieses Wasser wiederum wird über das 1,4 Kilometer lange Nahwärmenetz transportiert. An sieben Übergabestationen wird die Wärme in die Schulgebäude im Schulzentrum, zum Freibad, zum Progymnasium und zur Emsturnhalle sowie zu fünf Verwaltungsgebäuden in der historischen Innenstadt abgegeben. Im Rücklauf wird das kältere Wasser wieder zur Heizzentrale geführt. Auf diese Art sollen, im Vergleich zum Jahr 2010, 78 Prozent Treibhausgasemissionen eingespart werden. „Zumindest ist das unser Ziel. Bei welchem Wert wir am Ende landen, müssen wir nach einer kompletten Heizperiode konkret berechnen“, erklärt Klimaschutzmanagerin Svenja Schröder, die das ganze Projekt gemeinsam mit Michael Kaune aus der städtischen Abteilung Hochbau federführend betreut hat.
Zum Gesamtprojekt, das mit etwa 5 Millionen Euro Investitionskosten zu Buche schlug und mit 3 Millionen Euro gefördert wurde, gehörte mit Blick auf die Cultura neben der Beheizung auch eine Fassadenanpassung. „Eigentlich war eine fassadengebundene Begrünung vorgesehen. Dies war aber aufgrund der Statik der Stahlkonstruktion nicht umsetzbar“, erläutert Bauexperte Michael Kaune. „In Absprache mit dem Fördergeber haben wir nun 15 Bäume rund um die Cultura gepflanzt: Eichen, Ulmen und Hainbuchen. Ziel ist die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.“ Heißt: Die Bäume sollen durch ihren Schatten auf natürliche Art und Weise dafür sorgen, dass es im Sommer nicht zu heiß wird in der Cultura. Im Winter sollen sie eine Art Wärmepolster bilden und kühlen Wind abhalten.
Wer sich für das neue Nahwärmenetz und die Heizzentrale interessiert, sollte sich den Samstag, 3. Juni, merken. An diesem Tag, dem kreisweiten Klimaschutztag OWL 2023, kann die Heizzentrale am Torfweg zwischen 15 und 16 Uhr besichtigt werden.