Möglicher Ausbau als Fortführung der Rottwiese
Rietberg. Weniger Verkehrsbelastung in Rietbergs Innenstadt, schnellere und direktere Wege für viele Autofahrer und für Anlieferverkehre, eine perspektivische Chance auf die Entwicklung von Wohnen und Gewerbe – diese Möglichkeiten würde der Bau der Entlastungsstraße L782 bieten. Bekanntlich hat die Stadt Rietberg mit der zuständigen Behörde Straßen NRW vereinbart, einen Teilabschnitt selbst zu bauen.
Rietbergs Bürgermeister Andreas Sunder sieht in dem Abschnitt, der sich Variante E nennt, eine logische und konsequente Fortführung der Rottwiese. Sie führt von der Bundesstraße 64 bis zur Wiedenbrücker Straße. Ursprüngliche Idee war es bereits vor Jahrzehnten, eine vollständige Ortsumgehung zu schaffen, damit der Stadtkern entlastet wird. Dass es lediglich ein kleines Teilstück gibt, hat Folgen: „Aktuell nimmt die Rottwiese nicht einmal ansatzweise so viel Verkehr auf, wie sie vertragen könnte. Mit dem Bau eines weiteren Abschnitts, der auf der Wiedenbrücker Straße startet und bis zur Konrad-Adenauer-Straße in Neuenkirchen führt, würde sich das schlagartig ändern.“ Im Rahmen eines Pressegesprächs hat das Stadtoberhaupt noch einmal auf die Ergebnisse eines aktuellen Verkehrsgutachtens hingewiesen. Demnach würde sich die Anzahl der Fahrzeuge auf folgenden Straßen erheblich reduzieren: Wiedenbrücker Straße (42 Prozent weniger, in absoluten Zahlen: von 9200 Fahrzeugen/24 Stunden auf 6.500), Bahnhofstraße (21 Prozent weniger, in absoluten Zahlen: von 16.800 Fahrzeuge/24 Stunden auf 13.900), Torfweg (16 Prozent weniger, in absoluten Zahlen: von 7.100 Fahrzeuge auf 6.100) und Delbrücker Straße (15 Prozent weniger, in absoluten Zahlen: von 6.000 auf 5.200). Auch für die Rathausstraße und den Pulverdamm rechnet Andreas Sunder mit wesentlich weniger Durchgangsverkehr.
„Wir hören immer mal wieder die Sorge, dass der Stadtteil Neuenkirchen mit mehr Verkehr rechnen muss, sollten wir die Entlastungsstraße bauen. Die Untersuchungen zeigen aber, dass die absolute Zahl der Fahrzeuge zwar nicht weniger wird, aber auch nicht zunehmen würde. Es ist allenfalls damit zu rechnen, dass sich die Verkehrsströme innerhalb Neuenkirchens teilweise verlagern.“ Besonders für den Bereich der Bahnhofstraße sei sogar eine Entspannung wahrscheinlich, weil die dortigen bestehenden Gewerbegebiete künftig über die Entlastungsstraße angesteuert würden. Außerdem weist der Bürgermeister darauf hin, dass die Entlastungsstraße in ferner Zukunft um weitere Abschnitte ergänzt werden könne, was dann zu erheblichen Entlastungen auch in Neuenkirchen führen würde. „Mir ist es wichtig, dafür zu sensibilisieren, dass wir keine Chance auf eine Verbesserung in Neuenkirchen haben, wenn wir diesen Abschnitt nicht bauen.“ Allein die Tatsache, dass die Straße im aktuellen Landesstraßenbedarfsplan aufgeführt und mit hoher Priorität versehen ist, mache die Notwendigkeit der Umgehung deutlich.
„Ich kann verstehen, wenn Menschen sich Sorgen um Umwelt und Natur machen. Das tun wir alle, und das ist gut so. Allerdings kann auch der beste Umweltschutz nicht bedeuten, dass wir keinen Quadratmeter Fläche mehr versiegeln. Denn eine Stadt wie Rietberg braucht Entwicklungsmöglichkeiten. Ich bin sicher, dass wir beides haben können. Eine verträgliche Weiterentwicklung mit entsprechenden Maßnahmen für die Natur“, sagt Andreas Sunder. Sollte die Entlastungsstraße kommen, ist geplant, Retentionsräume für angrenzende Gewässer zu schaffen, die dem Hochwasserschutz dienen. Matthias Setter, Fachbereichsleiter Bauen, erläutert: „Das ist eine Möglichkeit, dem Gewässer mehr Raum zu geben, so dass Hochwasserereignisse schadlos abfließen können, ohne dass ganze Bereiche unter Wasser stehen. Also ein positiver Nebeneffekt des Straßenbaus.“
Ein weiterer Vorteil würde sich für Bürgerinnen und Bürger speziell in Neuenkirchen ergeben: Nach Auskunft von Verantwortlichen der Rietberger Rettungswache würde sich mit der Entlastungsstraße die Fahrtzeit, die ein Rettungswagen von der Wache an der Bokeler Straße bis nach Neuenkirchen benötigt, verkürzen.
Ob die Straße tatsächlich gebaut wird, steht aktuell noch nicht fest. Der Startschuss würde mit einem so genannten Aufstellungsbeschluss fallen, den die Politik fassen müsste. Nach aktuellem Stand ist das für eine der Sitzungen im Sommer geplant. Erst mit diesem Aufstellungsbeschluss könnten alle weiteren Planungsschritte in die Wege geleitet werden, etwa die Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung.