Investor Närmann baut im Stil der historischen Altstadt
Rietberg. Mit einer Front aus kleinformatigem Backstein und urigem Fachwerk samt Utlucht und einer hübschen Dachgaube fügt sich in der Mühlenstraße ein neuer Baukörper nahtlos in die historische Häuserreihe ein. Zwischen den Gebäuden Nummer 8 und Nummer 12 bauen Petra und Josef Närmann gerade ein Zwei-Familien-Haus, das in wenigen Monaten kaum noch als Neubau zu erkennen sein dürfte. Dank seiner Optik fügt es sich nahtlos in die historisch geprägte Fassadenlandschaft Rietbergs ein.
„Da wir selbst hier einziehen möchten, muss uns das Haus auch gefallen“, sagt Närmann überzeugt – „auch von außen“. „Es ist ein bisschen Liebhaberei. Und deshalb gehören auch die historischen Fenster und eine Utlucht, ein befensterter Vorsprung aus der Gebäudefront, dazu. Wenn wir hier in der Altstadt bauen, dann auch richtig.“ Mit der Fachwerkstatt Drücker habe er den richtigen Partner für die historisch anmutende Fassade direkt in Rietberg gefunden.
Zur Mühlenstraße hin wurde eine aufwendige Fachwerkfassade aus Altholz rekonstruiert. Die Gefache wurden mit einem weich gebrannten, kleinformatigen Backstein ausgemauert und der Giebel mit sägerauer Eichenschalung verkleidet. Die neuen Fenster sind aus schlanken Holzprofilen, das Glas teilenden Sprossen und Ruderbeschlägen mit Stützkloben. „Ein einfacher Putzbau passt nicht zum Flair der historischen Altstadt“, ist für Närmann unverkennbar. Deshalb hat sich der Gütersloher früh für die etwas aufwendigere Fassade entschieden, die aber eben auch der Tradition der Stadtgeschichte folgt. „Als wir ein Bild fanden, das an dieser Stelle ein Vorgänger-Haus um 1928 mit Backstein und Fachwerk zeigt, war für uns die Richtung klar“, so Närmann, der aktuell noch in Gütersloh wohnt, aber schon im Mai mit seiner Frau Petra in das neue Haus an der Mühlenstraße einziehen möchte.
Als Alternative hätte sich für das Ehepaar ein Grundstück in den Siedlungen In den Emswiesen angeboten. „Aber das würde nicht in unsere Lebensphase passen“, glaubt der 55-Jährige. „Die Kinder sind groß und da sehen wir uns eher im Umfeld der schönen Rietberger Altstadt“. Seine Eltern stammen aus einer ländlichen Gegend im Münsterland, daher kennt und schätzt der Bauherr diese Art Häuser in Fachwerkoptik.
Bei der Planung habe ihn die Abteilung Bauaufsicht & Denkmalpflege der Stadt Rietberg flexibel und unkompliziert unterstützt. Die Auflagen der Gestaltungssatzung, die das Einfügen von Neubauten und modernisierten Gebäuden in das Stadtbild regelt, habe Närmann keineswegs als Bürde empfunden. Vielmehr schätze er die Beratung der Fachabteilung, insbesondere von Mitarbeiter Jürgen Krieftewirth, der viele wichtige Hinweise gab und sich so allerhand Fehler vermeiden ließen. In der Satzung heißt es beispielsweise: „Fachwerk ist mit dunklem Holzwerk und weißen, glatt verputzten Gefachen auszuführen.“ Kein Problem sagt Närmann: „Beim Blick auf die vielen anderen Gebäude der Altstadt erschließt sich dies bereits.“
„Die über 900 Jahre alte Stadt Rietberg zählt mit ihrem weitgehend erhaltenen historischen Stadtkern zu den bedeutenden Beispielen mittelalterlicher Stadtbaukunst in Nordrhein-Westfalen“, sagt Frank Jungeilges, Leiter der Abteilung Bauaufsicht & Denkmalpflege bei der Stadt Rietberg. „Dieses kostbare Gut wollen wir natürlich erhalten. Da passt der Neubau an der Mühlenstraße sehr gut ins Bild.“
Um Immobilienbesitzer bei der adäquaten Erhaltung ihrer Gebäude zu unterstützen und so auch den historischen Stadtkern in seiner Gesamtheit zu erhalten, bietet die Stadt Rietberg finanzielle Unterstützung aus dem Förderprogramm »Profilierung und Standortaufwertung im historischen Stadtkern«. Ziel ist unter anderem, die gestalterische Qualität von Fassaden und Dächern unter Berücksichtigung der dem historischen Ortsbild von Rietberg entsprechenden charakteristischen Merkmale in Maßstab und Gestalt, Detaildurchbildung, Material und Farbgebung zu verbessern. Bis zu 30 Euro pro Quadratmeter gestalteter Fläche können bewilligt werden, maximal 50 Prozent der Gesamtkosten. Davon profitiert auch Josef Närmann, weil er seine Fassade dem urbanen Umfeld angepasst hat.
Das besagte Grundstück habe lediglich 349 Quadratmeter und liegt direkt an der Umflut. Mit dem 13 Meter hohen Zweifamilienhaus über drei Etagen nutzt der Bauherr die enge Baulücke optimal aus. Die Front liegt nun in einer Flucht mit den Nachbarhäusern links und rechts. Zuvor hatte etwas zurückgelegen ein kleiner Bungalow aus den 1970er Jahren gestanden, der aber „nicht erhaltenswert war“, wie Närmann erklärt. Unterkellert ist der Neubau nicht, das lassen die unsicheren Torfschichten im Boden nicht zu. Vielmehr geben 13 dicke Betonblöcke dem Fundament Halt. Zur Ems hin bleiben lediglich 80 Quadratmeter Garten. „Eng ist es an dieser Ecke mit den Pkw-Stellplätzen“, sagt Närmann. Vier Plätze muss er vorhalten, das schreibt die Stellplatzsatzung der Stadt Rietberg vor. Einen Platz bekommt er an der Mühlenstraße, drei weitere kann er am Westwall, hinter dem Haus, nachweisen.
„Rietberg hat seinen historischen Stadtkern als ein Juwel erkannt und achtet darauf, dass es auch so bleibt. Das zeigen allerhand gelungene Renovierungen in der jüngsten Vergangenheit“, sagt Närmann begeistert. „Rietberg ist noch ein bisschen heile Welt.“ Deshalb freut er sich, bald selbst in der historischen Altstadt zu wohnen. Er selbst ist Geschäftsführer der Zentrale Autoglas GmbH, auch mit einem Sitz in Neuenkirchen. Und: „Meine Frau ist in Rietberg zur Schule gegangen und hat viele Bekannte hier in der Stadt. Wir feiern gern Karneval und bis zum nächsten Biergarten sind es gerade mal 17 Meter“, sagt Närmann voller Vorfreude.