Rietberg. 15 Architekturbüros werden demnächst ihre Visionen für die Rietberger Rathausstraße vom Nord- bis zum Südtor entwerfen. Im Rahmen eines Realisierungswettbewerbs haben Politik und Stadtverwaltung dazu aufgefordert. Welche Rahmenbedingungen den Landschaftsarchitekten dazu an die Hand gegeben werden, das entscheiden die Mitglieder des Bau-, Planungs- und Verkehrsausschusses am 4. Februar. Zunächst stand allerdings die Beteiligung der Bürger mit zwei verschiedenen Angeboten auf der Tagesordnung.
Schon vergangene Woche hatten zahlreiche Rietberger einen Stand beim Wochenmarkt besucht, um ihre Ideen anzubringen. Betreut vom Planungsbüro Post, Welters und Partner aus Dortmund konnten die Bürger auf Stellwänden zu Papier bringen, was sie sich für das 17.000 Quadratmeter umfassende Plangebiet vorstellen könnten. Es folgte ein Informationsabend mit Vortrag und Arbeitsgruppen, den die Stadtverwaltung am Mittwoch angeboten hat. 52 Teilnehmer hatten den Weg in den Ratssaal im Alten Progymnasium gefunden und unter der Leitung von Ellen Wiewelhove, Geschäftsführerin bei Post, Welters und Partner, diskutiert.
Folgende Wünsche und Vorschläge wurden am häufigsten genannt – sowohl beim Wochenmarkt als auch bei der Abendveranstaltung:
- Themenbereich Freiraumgestaltung: Straße und Bürgersteig sollen nicht über einen Bordstein voneinander getrennt werden, sondern eine ebene Fläche bilden, Wasser und Pflanzen als gestaltende Elemente, eine insgesamt radfahrerfreundliche Gestaltung sowie keine gänzliche Abbindung der Straße.
- Themenbereich Verkehr: Hier gingen die Meinungen sehr weit auseinander. Einerseits wurde der Wunsch nach einer ausreichenden Anzahl an Parkplätzen geäußert, die möglichst in direkter Nähe der Geschäfte und Arztpraxen gelegen sind. Andererseits nannten ebenso viele Bürger die Idee, den Autoverkehr gänzlich aus der Rathausstraße zu verbannen. Außerdem wurde auch hier eine für Radfahrer günstige und sichere Verkehrsführung favorisiert.
- Themenbereich Nutzung: Eine gute Erreichbarkeit des Einzelhandels und attraktive Sitzgelegenheiten standen ganz oben auf der Liste. Viele Bürger sprachen sich für einen Nahversorger direkt in der Innenstadt aus, besonders Obst und Gemüse sollten täglich erhältlich sein (nicht nur freitags beim Wochenmarkt).
- Die Wunschecke: Hier konnten Ideen und Gedanken eingebracht werden, die nicht zwingend einem der Themenbereiche zuzuordnen sind. Die Teilnehmer wünschten sich ganz generell eine hohe Wohnqualität in der Innenstadt, sprachen sich für die Schaffung einer großen Multifunktionsfläche aus und konnten einem Lichtkonzept sowie einer Eventgastronomie viel abgewinnen.
Ellen Wiewelhove bescheinigte der Rietberger Innenstadt „eine bereits sehr hohe Qualität“, betonte aber auch die Schwächen und den Verbesserungsbedarf. Sie nannte unter anderem eine mangelnde Aufenthaltsqualität, einen schlechten Zustand der provisorischen Gastroinseln und der Blumensäulen, bauliche Schäden im Straßenverlauf der Rathausstraße sowie eine nur provisorische Gestaltung des Nordtorbereichs und fehlende touristische Wegweiser. „Insgesamt könnte alles etwas hübscher sein. Sie dürfen gespannt sein auf die Wettbewerbsentwürfe.“
Welche Anregungen in den Auslobungstext, der den Büros als Leitfaden dient, aufgenommen werden, darüber berät jetzt die Politik. Ein Preisgericht wird im Juni die drei besten Entwürfe bestimmen. Sie sollen im Anschluss daran öffentlich ausgestellt werden. Der Vorschlag des Siegers wird umgesetzt. Das Plangebiet umfasst den gesamten Bereich der Rathausstraße vom Nord- bis zum Südtor, inklusive Rathausvorplatz. Bürgermeister Andreas Sunder betonte, dass die Kosten auf 6,1 Millionen Euro geschätzt werden. „Bedingung für die Umsetzung ist aber, dass wir mindestens 50 Prozent dieser Summe über Fördergelder finanzieren können.“