Rietberg. „Glänzende Aussichten“ – der Titel einer Ausstellung, die bald nach Rietberg kommt, entfaltet seine ganze Ironie erst, wenn man die Karikaturen betrachtet, die Gegenstand der Schau sind. Es geht um einen kritischen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Vom 21. Oktober bis zum 8. November sind 99 Karikaturen in den Räumen der Südtorschule zu sehen. Auch am Kürbissonntag, 27. Oktober, ist sie geöffnet.
„Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte – und diese Ausstellung ist wirklich sehenswert. Es gibt einige Bilder, die dem Betrachter nicht wieder aus dem Kopf gehen werden. Wir freuen uns daher sehr, dass wir Gastgeber sein dürfen und unseren Besuchern diese einzigartige Sammlung zeigen dürfen“, sagt Klimaschutzmanagerin Svenja Schröder, die die Schau der Organisation Misereor nach Rietberg geholt hat.
40 Karikaturisten wagen humorvoll einen kritischen Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart. Auf witzige, verblüffende und manchmal auch erschreckende Weise werden die Kernanliegen und Themen aufgegriffen, denen sich Misereor, das katholische Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit aus Aachen, in seiner täglichen Arbeit widmet. Ob Klimawandel, Hunger, Menschenrechte oder Globalisierung, die 99 Karikaturen beleuchten die dunklen Seiten des westlichen Lebensstils. Sie konfrontieren die Betrachter mit den Zusammenhängen zwischen Weltpolitik und individuellem Verhalten.
Misereor schreibt zu einzelnen Werken:
Wir fordern im Ausland Menschenrechte ein und schotten uns im Mittelmeer gegen Flüchtlinge ab. In einer Karikatur von Waldemar Mandzel sitzt ein europäischer Grenzschutzpolizist auf seinem Boot im Mittelmeer und tippt in seinen Laptop. „Wohnort? Beruf? Alter?“, fragt er die in Massen in Richtung des Bootes schwimmenden Flüchtlinge noch kurz vor dem Ertrinken.
Wir kritisieren die Konsumgesellschaft, kaufen aber kräftig weiter ein. „Warum weinst du denn, mein Kleiner?“, fragt die Großmutter ihren Enkel vor dem Schaufenster des Spielwarengeschäfts. „Ich hab das alles schon!“
Wir beklagen den Hunger in der Welt, während an der Agrarbörse mit Nahrungsmittelpreisen spekuliert wird. „Man wirft nicht mit Würstchen!“, ermahnt eine Mutter ihr Kleinkind. „Dafür musste ein Schweinchen ganz viel Soja fressen und viele arme Kinder mussten tagelang hungern!“
Es sind Perspektiven wie diese, mit denen Misereor zum schmunzelnden Kopfschütteln und vielleicht zu ein bisschen Selbstreflektion veranlassen möchte. „Ein herzhaftes Lachen hilft oft mehr als der erhobene Zeigefinger, um etwas zu verändern“, sagt Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. „Indem die Karikaturen uns zum Lachen bringen, regen Sie zum Nachdenken an und fordern zum Handeln auf.“
Info: Die Ausstellung ist in der Zeit vom 21. Oktober bis zum 8. November montags bis freitags von 12.30 bis 20 Uhr geöffnet. Auch am Kürbissonntag, 27. Oktober, besteht von 13 bis 18 Uhr Gelegenheit für einen Besuch. Der Eintritt ist frei.