Rietberg. Der Titel der Veranstaltung verrät bereits, worum es geht: Beim Wirtschaftsgespräch der Stadt Rietberg wird gesprochen, klar. Ein Plausch beim Empfang im Cultura-Foyer, ein informativer Beitrag von Bürgermeister Andreas Sunder oder ein anregendes Gespräch zum Ausklang des Abends. Dieses Mal wurde sogar noch mehr kommuniziert als sonst. Ex-Geheimagent Leo Martin führte die Gäste mit einem unterhaltsamen Bühnenprogramm in die Welt der Kommunikationspsychologie ein.
Jemand lügt? Das erkennt das geschulte Kriminalisten-Auge sofort. Jemand fühlt sich unwohl? Leo Martin hat es schon bemerkt. Jemand möchte ihn hinters Licht führen? Der Kriminalist hat es nach 5 Sekunden durchschaut. „Ich krieg´ Dich“ – so der Titel des Vortrags von Bestsellerautor Leo Martin, der zehn Jahre lang für den Deutschen Geheimdienst gearbeitet hat. Als Vernehmungsexperte ist er versiert im Umgang mit Menschen. Kein noch so kleiner Hinweis darauf, was wirklich in seinem Gegenüber vorgeht, bleibt ihm verborgen: Mimik, Gestik, Verhalten. Wer dem Kriminalisten etwas vormachen will, der hat schlechte Karten – oder muss ein exzellenter Schauspieler sein. Auch das Publikum in der Cultura musste das hautnah erfahren. Mit kleinen Experimenten und verblüffend naheliegenden Methoden präsentierte Leo Martin auf der Bühne, wie sehr Menschen im Bruchteil von Sekunden reagieren und so viel über sich preisgeben – ob sie nun wollen, oder nicht.
Das Publikum – 270 Unternehmer hatten sich angemeldet – durfte nach anderthalb Stunden auch den einen oder anderen Tipp für den Alltag mitnehmen. Leo Martin gab die wichtigsten Regeln, zum Beispiel im Umgang mit Kunden oder Mitarbeitern, mit auf den Weg: „Kommunizieren Sie klar und eindeutig, und seien Sie authentisch. Der Kunde merkt es, wenn es Ihnen ausschließlich ums Verkaufen und nicht um seine Bedürfnisse geht.“ Wer das beherrschen möchte, der muss allerdings erst einmal wissen, wofür er selbst steht, sonst wird es schwierig. Deshalb: „Wenn Sie zwar nicht den günstigsten Preis für Ihr Produkt verlangen, aber dafür die beste Qualität bieten, dann erklären Sie das. Zeigen Sie auf, was der Kunde bei Ihnen erwarten darf, und was nicht. Nur dann fühlt er sich ernst- und mitgenommen.“
Was der Kunde erwarten darf – in diesem Fall eher der Bürger – darüber berichtete Bürgermeister Andreas Sunder vorab im Rahmen einer Präsentation. Im Schnelldurchlauf skizzierte er die wesentlichen Eckpunkte des städtischen Haushaltsplanentwurfs 2020 und informierte darüber, in welchen Bereichen die Stadt Rietberg im kommenden Jahr investieren wird. Unter anderem kündigte er an, dass die Stadtverwaltung sich bei der Bezirksregierung darum bemühe, neue Gewerbe- und Industriegebiete auszuweisen. „Möglicherweise wäre auch eine Erweiterung eines bestehenden Gewerbegebiets an der B 64 möglich“, sagte Bürgermeister Sunder. Er betonte, dass die Stadt Rietberg sich besonders um den Erwerb von Grundstücken bemühe, um Spielräume für künftige Stadtplanung und -entwicklung zu schaffen. Bei den Unternehmern bedankte er sich für Ihre Leistungsstärke, denn „mit mehr als 20 Millionen Euro ist die Gewerbesteuer eine der wichtigsten Einnahmequellen einer Kommune“.