Rietberg. Vor 16 Jahren ist er in seinem Wohnhaus in Gütersloh verstorben. Sein Name und seine Werke sind aber bis heute vielen Menschen ein Begriff. Das Kunsthaus Rietberg und Museum Wilfried Koch zeigt vom 4. März bis zum 7. Juni die Ausstellung „Imaginativer Kosmos“ mit ausgesuchten Werken des Künstlers Woldemar Winkler. Zur Eröffnung am Dienstag, 3. März, 19 Uhr, sind alle Interessenten eingeladen.
Mit Unterstützung der Woldemar-Winkler-Stiftung der Sparkasse Gütersloh-Rietberg werden Collagen, Assemblagen, Aquarelle, Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von Woldemar Winkler aus den Jahren 1923 bis 1996 zu sehen sein. Die Werke beleuchten Themen des Alltags und der menschlichen Existenz. Die humorvoll-hintergründige Titelgebung der Arbeiten lässt den Betrachter oft schmunzeln und führt auch mal in die Irre. Ist das, was vermeintlich vom Künstler gemeint ist, auch wirklich in der Arbeit zu entdecken? Hier sind der Anschein und die kunsthistorische Gewissheit immer trügerisch. Das eigene Empfinden dagegen ist dem Betrachter ein besserer Leitstern. Denn eine Gewissheit ist in seinem Werk kaum zu finden. Phantasie und Imagination treffen bei Winkler ins Herz und ins Unterbewusstsein, und das macht seine Kunst aus. In seinen Assemblagen, tief gestaffelte, collagierte und mit dreidimensionalen Fundstücken bestückte Objekte, sind bekannte Formen zu entdecken. Sie werden zu fröhlichen bis furchteinflößenden Alptraumgestalten, wie eine Illustrierung der inneren Dämonen und Untiefen.
Woldemar Winkler, geboren am 17. Juni 1902 in Mügeln bei Dresden, arbeitete ab 1918 in verschiedenen Architekturbüros mit dem Ziel Innenarchitekt zu werden. Er studierte 1921 bis 1927 in Dresden, zunächst Architektur und ab 1922 Malerei bei Prof. Carl Rade, dessen Meisterschüler und Assistent er bald wurde. Der Dresdener Hofrat Prof. Simonsons Castelli berief ihn 1927 an die private „Akademie für Zeichnen und Malen“, die Winkler nach dessen Tod von 1929 bis 1941 leitete. 1938 wurde seine Kunst als „entartet“ erklärt. Viele seiner Werke in öffentlichen Sammlungen wurden zerstört.
1948 leitete Woldemar Winkler ein Kunsthandwerkatelier in Celle. 1949 heiratete er in Gütersloh. Seit 1950 war er Dozent an der Volkshochschule Gütersloh und erhielt private und öffentliche Aufträge u.a. für Wandgestaltungen oder Glasfenster.
1982 erhielt Winkler das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1987 verlieh ihm das Land Nordrhein-Westfalen seinen Verdienstorden. Zu seinem 90. Geburtstag im Jahre 1992 zeigte Winkler Einzelausstellungen in Issoudun (Frankreich), Bochum, Dresden sowie in Gütersloh. Zwei Jahre später wurde die Woldemar Winkler-Stiftung durch die Sparkasse Gütersloh gegründet. Seitdem folgten zahlreiche Ausstellungen, die von der Stiftung durchgeführt werden.