Mit dem Räumfahrzeug durch die Nacht

Manuel Pähler reinigt die Scheibenwischerblätter an seinem Räum- und Streufahrzeug.

Wie die Bauhof-Mitarbeiter den Winterdienst koordinieren

Rietberg. Die Nacht von Samstag auf Sonntag. Um 3 Uhr in der Früh steigen Rietbergs Bauhof-Mitarbeiter aus den Betten. Draußen herrschen minus 1 Grad und bestimmt 10 Zentimeter Schnee sind bereits gefallen. Jetzt geht’s an die Arbeit: Straßen und Radwege räumen, Salz streuen und für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer sorgen.

Vom Bauhof aus machen sich die 16 Mitarbeiter, die in dieser Woche für den Winterdienst eingeteilt sind, in Kleingruppen an die Arbeit: Drei große Räum- und Streufahrzeuge verteilen sich auf die Ortsteile. Sechs Kleinfahrzeuge mit schmaleren Schneeschildern kümmern sich um Geh- und Radwege. Zusätzlich sind am Sonntagmorgen drei Zweierteams unterwegs, die per Hand nacharbeiten, was die Räumfahrzeuge nicht können, zum Beispiel an Bushaltestellen.

Dabei ist genau geregelt, welches Fahrzeug welche Straßen räumt und streut. Die Kreis-, Landes- und Bundesstraßen fallen dabei heraus. Darum kümmern sich die Fahrzeuge von Straßen.NRW und vom Kreis Gütersloh. In jede kleine Wohnstraße fahren die Fahrzeuge auch nicht. Das wäre insgesamt zu aufwendig. Dort sind die Anwohner gefordert, selbst zur Schaufel zu greifen. Wer welche Straße zu reinigen hat, steht in der Satzung über die Straßenreinigung, die die politischen Parteien beschlossen haben. Nachzulesen ist das unter www.rietberg.de > Rathaus > Ortsrecht.

Manuel Pähler fährt heute eines der großen Räumfahrzeuge. Er folgt einem genauen Plan, in welcher Reihenfolge er welche Straßen abzufahren hat. Erst Rietberg, dann Bokel, Mastholte, Mastholte-Süd stehen auf seinem Zettel. „Die Tour kenn ich auswendig“, sagt Pähler. Die fährt er regelmäßig. Zwar nicht immer, um Schnee zu räumen, aber um Salz zu streuen. „So viel Schnee hatten wir zuletzt vielleicht 2013“, sagt er. Vier Stunden Zeit hat er für seine Route. Das ist recht knapp, deshalb bleibt keine Luft, „mal eben noch“ eine Nebenstraße mitzunehmen oder einem Anwohner einen Gefallen zu tun. Hinzu kommt, dass er seine Tour an diesem Sonntagmorgen mindestens zweimal unterbrechen muss, um am Baubetriebshof Salz nachzuladen. Sein Fahrzeug fasst rund dreieinhalb Kubikmeter. Doch diesmal ist der Verbrauch besonders hoch und Pähler streut zudem sehr gründlich. Das gilt besonders für die Hofflächen der Feuerwehrgerätehäuser oder vor der Rettungswache an der Bokeler Straße. Schon am Samstagabend hatten einige Mitarbeiter die wichtigsten Straßen gestreut. Die Hoffnung, dass der Schnee dann nicht so schnell festfriert, wurde allerdings nur bedingt erfüllt. Das Konzept hatte Jens Hökenschnieder, der Leiter des Baubetriebshofes, am Samstagabend noch mit dem Bürgermeister abgestimmt.

Hat er den Plan einmal abgefahren, fängt Pähler wieder von vorn an. Das ist an diesem Sonntagmorgen tatsächlich nötig. Von den eben noch geräumten Straßen ist in der zweiten Runde kaum noch etwas zu sehen. Es schneit seit der Nacht durch, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Mit minus vier Grad ist morgens um 9 der kälteste Punkt des Tages erreicht. Da hilft auch die Scheibenheizung wenig, auch an den Scheibenwischern friert der Schnee. Immerhin haben er und auch seine Kollegen einen warmen Arbeitsplatz: Alle Fahrzeuge sind gut beheizt.

Besonders vorsichtig fahren muss er in den teils engen Wohnstraßen. „Bei so hohem Schnee kann man den Bordstein nicht immer gut erkennen. Den will ich ja nicht kaputtfahren.“ Wenn ihm dann noch ein Auto entgegenkommt, wird’s schon mal eng. Unverständnis rufen bei Pähler jene Autofahrer hervor, die meinen, seinen Räumwagen überholen zu müssen – und ihn anschließend doch ausbremsen. „Nachts jedoch lässt sich aber gut fahren, da ist gar kein Verkehr“, sagt Pähler. Immerhin sorgt der Schnee für etwas Abwechslung im Arbeitsalltag. Da ist es auch nicht schlimm, so früh aufzustehen. „Das haben wir halt nicht so oft“, sagt Manuel Pähler.

Gegen Mittag schickt Jens Hökenschnieder, der Leiter des Baubetriebshofes, seine Kollegen in die Pause. Um 18 Uhr sind sie am Sonntagabend aber wieder zur Stelle. In der Zwischenzeit, am Nachmittag, werden sie von den Kollegen der zweiten Schicht abgelöst, die dann ab Montagmorgen mit dem Frühdienst dran sind. Hökenschnieder hilft selbst mit einem zusätzlichen Räumfahrzeug aus und koordiniert zugleich per Telefon die Kollegen, wenn es hier oder da mal zu Verzögerungen kommt. Er steht auch in Kontakt mit dem Immobilienmanagement der Stadtverwaltung. Ein Mitarbeiter ist ebenfalls seit der Nacht unterwegs und hat ein Auge auf die Dächer von Sporthallen und anderen städtischen Gebäuden. Er prüft, ob sie die Schneelast tragen können oder gegebenenfalls geräumt werden müssen, damit kein Schaden entsteht. Doch bis Sonntagnachmittag droht keinerlei Gefahr.

Auch wenn für die nächsten Tage nicht so viel neuer Schnee angekündigt ist: Zum Streuen wird der Winterdienst des Bauhofes auch in den kommenden Tagen wieder unterwegs sein. Denn Kälte und Glätte sind auch weiterhin vorhergesagt. Auch schon früh morgens, um vor Einsetzen des Berufsverkehrs möglichst viele Straßen gestreut zu haben.

  • Jens Hökenschnieder, Leiter des städtischen Bauhofes, auf seinem Räumfahrzeug.
  • Auf dem Baubetriebshof wird Streusalz nachgefüllt.
  • Der Blick aus der Fahrerkabine des Räum- und Streufahrzeuges.