Stadtverwaltung bekämpft millimeterkleine Schädlinge
Rietberg. Papierfischchen sind millimeterkleine Insekten, die sich– wie der Name schon erahnen lässt – von Papier ernähren. Nirgendwo ist dieser Schädling unerwünschter als in einem Archiv. Jetzt aber treibt er wohl zwischen den Akten im Stadtarchiv Rietberg sein Unwesen. Erste Maßnahmen, den Schädling aufzuspüren, sind bereits ergriffen worden.
Diese Tierchen, ähnlich und entfernt verwandt mit Silberfischchen, lieben es trocken und dunkel. „50 Prozent Luftfeuchtigkeit und 20 Grad warm – diese Bedingungen, die wir für unser Archiv künstlich herstellen, sind wiederum der ideale Lebensraum für diesen Schädling“, erklärt Luisa von Fürstenberg, Auszubildende im Rietberger Stadtarchiv. Tatsächlich gesehen hat sie so ein Papierfischchen, das durchschnittlich 13 Millimeter lang wird, im Archivmagazin noch nicht. Bei Erschütterung oder plötzlichem Lichteinfall ziehen sie sich ins Dunkle zurück. Auch in die Falle gegangen ist noch kein Schädling. Doch die ersten Schäden sind offensichtlich: Schadfraß und Lochfraß haben von Fürstenberg und ihr Ausbilder Thorsten Austermann an einzelnen Schriftstücken feststellen müssen.
Ein spezifisches Biozid für Papierfischchen gibt es bislang nicht – und ist aus Gründen des Gesundheits- und des Objektschutzes auch nicht immer ratsam. So bleibt aktuell nur die Möglichkeit, sogenannte Monitorfallen an den vermuteten Laufwegen der Sechsbeiner aufzustellen. Ein speziell eingearbeiteter Stoff lockt die kriechenden Insekten an, die darauf kleben bleiben. Das Aufstellen der Monitorfallen dient allerdings lediglich der Erkennung der Schädlinge und der lokalen Eingrenzung. Die Bekämpfung eines starken Befalls ist durch diese Fallen nicht möglich. „Bislang ist der Schaden noch überschaubar, aber er muss unbedingt eingedämmt werden“, sagt Thorsten Austermann. „Wenn tatsächlich größere Bestände betroffen wären, müssten wir die Akten zum LWL-Archivamt für Westfalen nach Münster schicken, wo sie für mehrere Tage bei -20 bis -30 Grad eingefroren werden“, sagt Luisa von Fürstenberg. Im Stadtarchiv lagern in verschiedenen Magazinen ungefähr 20.000 Archivalien – sowohl aus den vergangenen Jahrzehnten der Stadtverwaltung Rietberg, als auch aus der ehemaligen Grafschaft Rietberg.
Woher der Schädling kommt? – Das ist schwer zu sagen. In Europa ist er überhaupt erst seit gut 40 Jahren bekannt, in Deutschland erstmals 2007 entdeckt worden. „Die Papierfischchen könnten mit einer regulären Lieferung Toiletten- oder Kopierpapier in die Stadtverwaltung gelangt sein“, vermutet von Fürstenberg. „Oder mit externen Akten zur Ergänzung des Archivs, denn die kleinen Schädlinge können gut in den Rillen der Wellpappe von Umzugskartons reisen“, sagt Austermann. Das lässt sich momentan aber nicht feststellen. Wichtig ist nun zunächst, den Vielfraß zu entdecken und unschädlich zu machen.